Kinder und Jugendliche leiden zunehmend an Übergewicht bis hin zu Adipositas (starkes Übergewicht). In der Europäischen Union (EU) war im Jahr 2018 durchschnittlich fast jede/r fünfte Jugendliche im Alter von 15 Jahren übergewichtig. Betroffene haben längerfristig u.a. ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Zuckererkrankung (Diabetes mellitus), Fettstoffwechselstörungen, für eine nichtalkoholische Fettlebererkrankung, für Atemwegserkrankungen und orthopädische Probleme. Zudem haben übergewichtige Kinder häufig ein geringes Selbstwertgefühl und neigen zu Depressionen. Zudem werden sie, aufgrund der Stigmatisierung, häufig mit psychosozialen Belastungen konfrontiert (z.B. auch Mobbing, Hänseleien).
Viele Studien legen nahe, dass eine abwartende Haltung hinsichtlich einer Behandlung nicht sinnvoll ist, da sich Übergewicht bis zum Erwachsenenalter selten „verliert“.
Kinder- und Jugendärzte können Familien unterstützen
Wie übergewichtige Kinder und Jugendliche am besten therapiert werden können, sollten Eltern mit den behandelnden Kinder- und Jugendärztinnen bzw. Kinder- und Jugendärzten oder Kinder- und Jugendpsychiaterinnen bzw. Kinder- und Jugendpsychiatern besprechen. Sie können auch klären, ob eine somatische Erkrankung, z.B. der Schilddrüse, die Ursache ist. In den meisten Fällen beruht Übergewicht aber darauf, dass dem Körper mehr Energie zugeführt wird, als dieser verbraucht.
Kombinierte Therapiemaßnahmen – ideal während einer Reha – haben sich bewährt
Bei starkem Übergewicht haben sich multimodale Therapien bewährt. Eine Ernährungs-, Bewegungs- oder Verhaltenstherapie alleine ist demnach nicht so erfolgreich wie eine Kombination dieser Maßnahmen. Ein veränderter Lebensstil, der idealerweise von der gesamten Familie unterstützt wird, führt zu deutlichen Erfolgen. Eine Kinder-und-Jugendrehamaßnahme kann dabei besonders zielführend sein. Dort erhalten auch Eltern ein Coaching, um ihr Kind besser unterstützen zu können. Ab 12 Jahren gehen Teenager in der Regel allein zur Reha. Losgelöst von ihrem gewohnten, möglicherweise auch problembehafteten Umfeld reflektieren Jugendliche, u.a. ihr Ess- und Bewegungsverhalten sowie ihre Strategien der Stressbewältigung und können sich alternative, gesündere Verhaltensweisen aneignen. Die begleitende psychologische Betreuung stärkt ihr Selbstwertgefühl. Schulunterricht findet innerhalb der Rehamaßnahme statt, sodass Kinder oder Jugendliche auf dem Laufenden bleiben und kaum Lernstoff nachholen müssen. Um die positiven Ergebnisse der Reha zu festigen und Erlerntes im Alltag umzusetzen, ist es sinnvoll, dass Kinder und Jugendliche zielgerichtete und mit der vorangegangenen Rehabilitation genau abgestimmte Nachsorgeangebote in Anspruch nehmen.
Weitere Informationen:
- Infoblatt: Kinder- und Jugendliche mit starkem Übergewicht – Darum hilft ihnen einer Reha
- Bundesweites Verzeichnis der Kinder- und Jugendärzt*innen
- Informationen, Antragsformulare und Übersicht der Rehakliniken für Kinder und Jugendliche: www.kinder-und-jugendreha-im-netz.de
- Nachsorgeangebote der DRV für Kinder und Jugendliche:www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Reha/Reha-Nachsorge/ki_ju_nachsorge/ki_ju_nachsorge.html
Quellen: S3-Leitlinie Therapie und Prävention der Adipositas im Kindes- und Jugendalter, Nutrients, Ital J Pediatr.